
Schutzvisiere aus dem 3D-Drucker und der Laserschneidanlage - Dr. Bernd Althusmann, niedersächsischer Wirtschaftsminister, besichtigte das Versuchsfeld des LZH.

Dr. Bernd Althusmann, Niedersachsens Wirtschaftsminister, mit den Geschäftsführern von rpm, Meko und LZH (v.l.n.r. Dr. Jörg Gerken, rpm, Dr. Dietmar Kracht, LZH, Dr. Clemens Meyer-Kobbe, MeKo). (Foto: LZH)

3D-Druck für mehr Sicherheit: Fertig zusammengesetztes Schutzvisier aus der Kooperation zwischen rpm, MeKo und LZH im Einsatz im Helios Klinikum in Gifhorn. (Foto: Helios St. Marienberg Klinik Helmstedt GmbH)
Die rapid product manufacturing GmbH (rpm), MeKo Laserstrahl-Materialbearbeitungen e.K. (MeKo) und das Laser Zentrum Hannover e.V. (LZH) fertigen zusammen 3D-gedruckte und lasergeschnittene Schutzvisiere und spendeten die ersten Exemplare an Arztpraxen und Kliniken. Niedersachsens Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann lobte die Zusammenarbeit von niedersächsischen KMU und dem Forschungsinstitut.
Schutzausrüstungen sind in niedersächsischen Arztpraxen noch immer Mangelware. Die Anfrage von Kinderärzten aus dem Raum Hannover gab Dr. Jörg Gerken, technischer Geschäftsführer von rpm, einem Premium-Lieferanten und Entwicklungspartner im Bereich 3D-Druck, den Anstoß, aktiv zu werden: „Basierend auf den Druckdateien von Prusa Research können wir innerhalb einer Woche über 100 Plastikhalter für Schutzvisiere auf einer SLS-Maschine drucken. Wir brauchten nur noch jemanden, der uns die Kunststofffolie schneidet.“
Dr. Jörg Gerken griff dafür auf sein altes Netzwerk zurück: das LZH, aus dem rpm vor über 20 Jahren hervorging und MeKo, ein Laser-Materialbearbeiter für hochpräzise Komponenten und ebenfalls eine der ältesten Ausgründungen des LZH. Beide verfügen über das nötige Wissen, um die Plastikfolie automatisiert mit dem Laser zuzuschneiden.
Bei einem Besuch im LZH sagte Niedersachsens Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann: „Bei der Behandlung von Covid-19-Patienten müssen Ärzte und Pflegepersonal vor einer Ansteckung geschützt werden. Schutzmaterialien wie die im Laser Zentrum Hannover gefertigten Schutzvisiere helfen dabei und können Leben retten. Mit Hilfe der Lasertechnik lassen sich Schutzvisiere ohne lange Vorlaufzeit, flexibel – und vor allem vor Ort produzieren. Damit werden wir bei der Beschaffung lebensnotwendiger Sicherheits- und Schutzmaterialien unabhängiger von den Logistik- und Produktionsketten außerhalb Deutschlands und Europas. Vor allem aber können Kliniken und niedergelassene Ärzte durch die kurze Produktions- und Lieferzeit schnell und verlässlich versorgt werden.“
300 Visiere gespendet, weitere zum Selbstkostenpreis
Dreihundert Schutzvisier-Sets aus der Gemeinschaftsproduktion spendeten rpm, MeKo und LZH niedergelassenen Ärzten aus Hannover, lokal ansässigen Ärzten in Helmstedt sowie dem Personal der Helios Kliniken. Prof. Dr. med. Detlev Ameis, Chefarzt Gastroenterologie der Helios St. Marienberg Klinik Helmstedt, berichtet: „Wir haben die Visiere in den Bereichen Zentrale Notaufnahme, Corona-Infektionsstation und Endoskopie ausführlich getestet und waren mit der Handhabung sehr zufrieden.“ Auch Dr. Ralf Dörre, Ärztlicher Direktor des Klinikums ist froh über die Initiative: „Wir bedanken uns herzlich für die Schutzvisiere. Sie sollen bei der Behandlung von COVID-19-Patienten oder Notfällen zum Einsatz kommen. Mit dieser hilfreichen Spende sind unsere Ärzte und Pflegekräfte bestens geschützt“. Weitere Anfragen liegen vor, die kommenden Chargen werden zum Selbstkostenpreis ausgeliefert.
Behelfsprodukt für die Zeit der Materialknappheit
Die Druckdatei für die Kopfhalterung ist öffentlich zugänglich im Internet und wurde auf Ärztewunsch geringfügig von rpm modifiziert. rpm druckt sie aus dem Kunststoff PA 12 mittels Lasersintern. Die Halterung kann ein Schild aus 0,4 mm bis 0,5 mm starker PET- oder PET-G-Folie aufnehmen. Fixiert wird das Visier mit einem Knopfgummiband. Die Schutzvisiere sind dabei keine zugelassenen Medizinprodukte oder zertifizierte Schutzausrüstung und können nur als ergänzende Barriere dienen, der keine entsprechende Schutzwirkung nachgewiesen wurde. Die Visiere sind nicht dafür gedacht, über die Dauer der SARS-CoV-2/COVID-19-Pandemie oder die bestehende Knappheit an zertifizierter Schutzanwendung hinaus verwendet zu werden.
Zu der Pressemitteilung gibt es fünf Bilder.
rpm rapid product manufacturing GmbH
Die rpm GmbH (Gründung 1997, 88 Mitarbeiter, 15 % Ausbildungsquote, 10,5 Mio. EUR Jahresumsatz) wurde von Dr. Jörg M. Gerken und Dr. Klaus Kreutzburg in Helmstedt gegründet. Nach dem Beginn mit der Fertigung von Prototypen mittels Lasersintertechnik entwickelte sich das Unternehmen innerhalb von wenigen Jahren zu einem umfassenden Dienstleister für die professionelle Herstellung von Prototypen und Kleinserien aus Kunststoff und Metall.
Seit mittlerweile mehr als 20 Jahren beschäftigt sich rpm mit den Verfahren der additiven Fertigung, dem klassischen Modellbauhandwerk, der Kleinserienfertigung mittels Softtools aus Silikon oder Festwerkzeugen für das Gießen aus Polyurethan und Polyamid sowie dem Spritzgießen. Durch die vielfältigen Fertigungsmöglichkeiten in einem Haus verfügt rpm über eine außerordentliche Fertigungs- und Beratungskompetenz. Die Kunden der rpm kommen aus den Branchen Mobility, Consumer und Medic.
Weitere Infos auf www.rpm-factories.de , www.rpm-digitalfactory.de.
MeKo Laserstrahl-Materialbearbeitungen e.K. (MeKo)
MeKo ist ein internationaler, ISO-zertifizierter Zulieferer, der sich auf die hochpräzise Materialbearbeitung mit dem Laser spezialisiert hat. Das Unternehmen zeichnet sich durch seine über 25-jährige Erfahrung aus, insbesondere beim Fertigen von Komponenten für Kunden aus den Bereichen Maschinen- und Anlagenbau, Medizintechnik sowie der Luftfahrt- und Automobilindustrie. Dabei wurden bis jetzt bereits über 70.000 verschiedene Komponenten aus Metall und anderen Materialien gefertigt.
Weitere Informationen auf www.meko.de
Laser Zentrum Hannover e.V. (LZH)
Als unabhängiges gemeinnütziges Forschungsinstitut steht das Laser Zentrum Hannover e.V. (LZH) für innovative Forschung, Entwicklung und Beratung. Das durch das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung geförderte LZH widmet sich der selbstlosen Förderung der angewandten Forschung auf dem Gebiet der Photonik und Lasertechnologie. 1986 gegründet arbeiten inzwischen fast 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am LZH.
Der Fokus des LZH liegt auf den Bereichen Optische Komponenten und Systeme, Optische Produktionstechnologien und Biomedizinische Photonik. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Naturwissenschaftlern und Maschinenbauern ermöglicht innovative Ansätze für Herausforderungen verschiedenster Bereiche: von der Komponentenentwicklung für spezifische Lasersysteme bis hin zu Prozessentwicklungen für die unterschiedlichsten Laseranwendungen, zum Beispiel für die Medizintechnik oder den Leichtbau im Automobilsektor. 18 erfolgreiche Ausgründungen sind bis heute aus dem LZH hervorgegangen. Das LZH schafft so einen starken Transfer zwischen grundlagenorientierter Wissenschaft, anwendungsnaher Forschung und Industrie.
Weitere Informationen auf www.lzh.de